Es ist wohl sicher immer unser heimisches, einfaches Schneeglöckchen,
dass wir uns als Sinnbild für das Neuaufleben der Natur nach
erstarrter, lang verharrter Winterszeit jedes Jahr aufs Neu entgegenwünschen.
Auf diese Pflanze projizieren wir unsere Hoffnung, unsere Zuversicht
und unsere Zuneigung, wenn wir ihm als Galanthophile verfallen.
Später, viel später erst, beginnen wir uns zu informieren,
bemerken kleine Unterschiede zwischen den kleinen weißen Wichten
und strecken uns danach, unterschiedliche Exemplare im Garten anzusiedeln.
Der damit möglich werdende Vergleich führt zur Formulierung
von „Schönheitskriterien“. Wir werden wählerischer.
Größe und Ausgewogenheit der Blütenproportionen
fallen zunehmend ins Gewicht.
Für einen der ersten Vergleiche, im Garten Straffan, Co Kildare,
gibt es bis heute keine Klärung der Einzelheiten, die uns aber
auch nur sekundär interessieren brauchen, da wir die damals
auserwählte Pflanze heut problemlos erwerben können. STRAFFAN
ist (wohl weit) nach 1858 aufgefunden worden. So gesehen wird sein
Alter nur noch von seiner Güte übertroffen. Möglicherweise
ist es eine Hybride zwischen G. nivalis und dem 1856 aus dem Krimkrieg
nach England mitgenommenen G. plicatus.
Heute ist die Sorte nicht mehr so spektakulär, hat aber keine
seiner damals hochgelobten Eigenschaften eingebüßt. Diese
Beliebtheit auf Dauer werden manche unserer heutigen „Supersternchen“
erst beweisen müssen.
STRAFFAN ist es allemal Wert, als Leitfigur dieses Bilderbogens
zu fungieren und braucht „Konkurrenz“ hochgelobter,
zumeist auch hochdotierter Sorten nicht zu scheuen. Die sind inzwischen
reichlich vorhanden. In unserem Garten stehen BERTRAM ANDERSON,
SEAGULL, MIGHTY ATOM, auch SIBBERTOFT MANOR. Trotzdem sind wir versessen
genug einen eigenen Typ, das TAUBENEI einzubringen. TAUBENEI definiert
durch seinen Namen seine Größe und seine Form. 3,5cm
Länge der Assentepalen zeigt die Liga auf, in der dieses Schneeglöckchen
anzusiedeln ist. Da darf man schon mal über Gleichberechtigung
zu G. elwesii oder G. plicatus nachdenken.
Noch gilt es aber, die „Erstbeschreibung“ unter eigenen
Gartenbedingungen zu prüfen und hoffentlich zu bestätigen.
Wir sind zuversichtlich!